- Die Integration der Schweiz in die Koordination grenzüberschreitender Stromflüsse unterstützt den stabilen Betrieb des Übertragungsnetzes
- Die Import- und Exportfähigkeit bleibt erhalten, gerade im Winter ist die Schweiz auf Stromimporte angewiesen
- Den Status quo wird es nicht mehr geben, ohne Stromabkommen droht der Schweiz die Einstufung als Drittstaat
Die Schweiz ist mit 41 grenzüberschreitenden Leitungen in das europäische Stromsystem integriert. Für eine sichere und effiziente Stromversorgung ist die enge Zusammenarbeit mit den Übertragungsnetzbetreibern der EU von zentraler Bedeutung. Das Stromabkommen sichert diese staatsvertraglich ab. Es stärkt die Versorgungssicherheit der Schweiz sowie den stabilen Betrieb des Übertragungsnetzes bei geringeren Kosten. Ohne Abkommen wird es den bisherigen Status quo nicht mehr geben: die Schweiz wird zum Drittstaat. Die Konsequenzen zeichnen sich bereits ab: kein Zugang zu den europäischen Regelenergieplattformen, steigende Kosten für den stabilen Netzbetrieb, Einschränkungen bei Import- und Exportkapazitäten, zunehmende ungeplante Stromflüsse sowie der Ausschluss von Swissgrid aus der ENTSO-E, dem Verband der europäischen Übertragungsnetzbetreiber.
Stabiler Netzbetrieb durch Einbindung in EU-Prozesse
Mit dem Ausbau des EU-Strombinnenmarkts nimmt der grenzüberschreitende Stromhandel in Europa zu. Ein Teil dieses Stroms fliesst aus physikalischen Gründen durch das Schweizer Netz. Die aktuelle, ungenügende Einbindung der Schweiz in europäische Prozesse trägt massgeblich dazu bei, dass Swissgrid häufiger in den Kraftwerkseinsatz eingreifen muss. Das bedeutet, dass Swissgrid Kraftwerke anweist, ihre Leistung lokal zu erhöhen oder zu senken, um Netzengpässe zu vermeiden und die Stabilität des Netzes zu gewährleisten. Die Anzahl dieser Eingriffe steigt, wie auch die Energie, die von Swissgrid angefordert werden muss. Die Menge angeforderter Energie stieg von 17 180 MWh im Jahr 2014 auf 552 069 MWh im Jahr 2024. Dieser Trend wird sich ohne Stromabkommen fortsetzen. Mit dem Stromabkommen wird die Schweiz hingegen vollständig in die entsprechenden Prozesse integriert. Das koordinierte Engpassmanagement reduziert ungeplante Stromflüsse und damit die Kosten für Redispatch – davon profitieren die Endverbraucherinnen und Endverbraucher.
Import- und Exportfähigkeit stärkt die Versorgungssicherheit
Im Winter ist die Schweiz meist auf Stromimporte angewiesen. Im Sommer hingegen ist die Produktion in der Schweiz, auch durch den Photovoltaikausbau, höher als der Verbrauch. Die Schweiz ist also auf ausreichende Grenzkapazitäten für den Import und Export von Strom angewiesen. Nur mit dem Stromabkommen sind diese Kapazitäten völkerrechtlich abgesichert und damit langfristig garantiert. Das stärkt die Versorgungssicherheit der Schweiz.
Zugang zu Regelenergieplattformen, Day-ahead- und Intraday-Markt
Mit dem Ausbau von Photovoltaik- und Windenergie in der Schweiz hat auch der Bedarf an Regelenergie zugenommen, weil die Produktion stark vom Wetter abhängig ist. In der Folge sind die Kosten für den stabilen Betrieb des Übertragungsnetzes gestiegen. Das Stromabkommen ermöglicht Swissgrid den Zugang zu den EU-Plattformen für Regelenergie, von denen sie heute mehrheitlich ausgeschlossen ist. Diese sind grösser und liquider als ein kleiner, rein nationaler Markt. Zudem erhalten alle Marktakteure vereinfachten Zugang zu den gekoppelten Day-Ahead- und Intraday-Märkten. Der Intraday-Markt erlaubt es ihnen, Produktionsschwankungen und Verbrauchsänderungen kurzfristig durch Zu- oder Verkäufe auszugleichen. Dadurch muss Swissgrid weniger Regelenergie einsetzen. Das führt gesamthaft zu tieferen Kosten für den stabilen Betrieb des Übertragungsnetzes.
Den Status quo wird es nicht mehr geben
Die EU entwicklelt ihren Strombinnenmarkt, mit dem Ziel der Dekarbonisierung des Energiesystems bis 2050, kontinuierlich weiter. Ohne Stromabkommen wird die Schweiz zunehmend von wichtigen Gremien und Prozessen des EU-Binnenmarkts ausgeschlossen und sie kann die Regulierung nicht gleichberechtigt mitgestalten. Die aktuelle Situation hat hinsichtlich Marktintegration, Rechtssicherheit, Mitsprache und Stabilität des Netzbetriebs keinen Bestand. Das Stromabkommen hingegen stärkt den Standort Schweiz entscheidend.
Swissgrid wird bis am Ende der Vernehmlassung am 31. Oktober die gesamte Stellungnahme zum Stromabkommen sowie zur innerstaatlichen Umsetzung einreichen und veröffentlichen.