Netzentwicklungsbedarf 2040
Damit das Übertragungsnetz den zukünftigen Anforderungen gerecht wird, hat Swissgrid ihre langfristige Netzplanung aktualisiert und 31 wesentliche Netzprojekte identifiziert, die bis 2040 umgesetzt sein müssen. Das Stromnetz der Zukunft ist leistungsfähig, robust und effizient.
Die Weiterentwicklung des Übertragungsnetzes hat folgende Ziele:
- Reduktion von Netzengpässen durch Erhöhung der Übertragungskapazität
- Steigerung der Versorgungssicherheit durch Redundanz von Betriebsmitteln
- Verbesserung der Steuerbarkeit der Stromflüsse durch zusätzliche regelbare Transformatoren
- Netzanschluss von grossen Erzeugern, Speichern und Verbrauchern
- Bündelung von Netzinfrastrukturen, um knappen Raum, Landschaft und Menschen zu entlasten
Die 31 Netzprojekte beinhalten verschiedene zusammenhängende Massnahmen für die Modernisierung der Netzinfrastruktur. Da mehr als zwei Drittel des bestehenden Netzes älter als 60 Jahre sind und Sanierungsbedarf besteht, sind auf 1300 km des bestehenden Netzes Massnahmen zur Netzoptimierung geplant. Zudem muss das bestehende Netz auf 400 km durch Spannungs- und Leistungserhöhungen verstärkt werden. Der Netzausbau schliesslich umfasst 790 km neue Leitungen und 21 regelbare Phasenschiebtransformatoren (PST). Die neuen Transformatoren dienen dazu, Lastflüsse besser zu steuern, Netzüberlastungen zu vermeiden und Leitungen effizienter zu nutzen. Die Gesamtlänge des Schweizer Übertragungsnetzes bleibt mit 6700 km gleich wie heute, da auf 790 km ein Rückbau alter Leitungen erfolgt. Die genannten Massnahmen werden durch Instandhaltungsarbeiten an den restlichen, bestehenden Netzanlagen ergänzt. Sie umfassen regelmässige Kontrollen, Wartungen, Revisionen und Reparaturen.
Insgesamt investiert Swissgrid von 2025 bis 2040 rund 5,5 Milliarden Franken ins Übertragungsnetz.
Das Übertragungsnetz verbindet
Von besonderer Bedeutung ist die Stärkung der Nord-Süd-Achse durch den Ausbau der Leitungen zwischen Deutschland (Tiengen) über die Zentralschweiz ins Tessin (Magadino). Ebenso wichtig für die Versorgungssicherheit ist eine stärkere Verbindung zwischen den grossen Produktions- und Verbrauchszentren. Dies erfolgt unter anderem durch die Spannungserhöhung der 380-kV-Leitung Bickigen – Chippis, die den Raum Bern mit dem Wallis verbindet. Eine bessere Anbindung des Tessins an die übrigen Gebiete der Schweiz und die gleichzeitige Optimierung der Ost-West-Transportmöglichkeiten erfolgt durch den Ausbau der Leitungen zwischen dem Wallis und dem Tessin.
Massnahmen fürs Netz der Zukunft in Zahlen:
sowie Netzrückbau
Die 31 wichtigsten Netzprojekte bis 2040 im Überblick
1: Teilverkabelung Leitung Foretaille – Verbois
Die 220-kV-Leitung Foretaille – Verbois wird auf dem Abschnitt Foretaille – Renfile teilverkabelt und das bestehende Trassee wird zurückgebaut. Das Projekt ist Teil des «Axe Stratégique Réseau» (ASR), das städtebauliche, wirtschaftliche und ökologische Ziele verfolgt und Synergien mit dem städtischen Fernwärmeprojekt und dem neuen Autobahnanschluss nutzt.
2: Phasenschiebertransformatoren Westschweiz
Der Bau von vier 220/220-kV-Phasenschiebertransformatoren (PST) in Verbois, St-Triphon und Riddes sowie der Ersatz von zwei weiteren 380/220-kV-Transformatoren in Verbois und Châtelard führen zur Steigerung der Austauschkapazität mit dem Ausland, reduzieren die Kosten für Redispatch und steigern die Netzsicherheit.
3: Neubau UW Chavalon und Verstärkung 220-kV-Leitung Romanel – St-Triphon
Der Neubau des Unterwerks Chavalon und die Verstärkung der Leitung Romanel – St-Triphon ermöglichen den Anschluss eines Endverbrauchers mit 350 MVA Leistung in Chavalon. Für die Realisierung sind flexible Lösungen und eine enge Abstimmung mit dem Investor erforderlich, um die beste Umsetzungsvariante in Bezug auf Zeit und Kosten zu finden.
4: 220-kV-Unterwerk Pallazuit / Phasenschiebertransformatoren Riddes
Das Projekt umfasst den Neubau des 220-kV-Unterwerks in Pallazuit, um die dort steigende Stromproduktion abführen zu können. Damit sich die beiden 220-kV-Leitungen von Riddes nach Italien optimal betreiben lassen, ist der Einbau von zwei 220/220-kV-Phasenschiebertransformatoren (PST) in Riddes notwendig.
6: 380/220-kV-Transformator Lachmatt
Das Projekt im Unterwerk Lachmatt umfasst die Modernisierung der 380-kV-Schaltanlage und die Erstellung eines neuen 380/220-kV-Transformators mit 400 MVA. Es erhöht die Versorgungssicherheit in der Region Basel, erleichtert die Steuerung der Stromflüsse im Übertragungsnetz und unterstützt den zunehmenden grenzüberschreitenden Stromaustausch mit Deutschland und Frankreich.
7: 220-kV-Leitung Flumenthal – Froloo
Um die Stromversorgung des Grossraums Basel zu stärken und die Redundanz im Netz zu erhöhen, plant Swissgrid eine Höchstspannungsleitung zwischen den Unterwerken Flumenthal (SO) und Froloo (Gemeinde Therwil, BL). Die neue 220-kV-Leitung ersetzt die bestehende 145-kV-Leitung von IWB (Industrielle Werke Basel).
8: 380/220-kV-Transformatoren in Bickigen
Im Unterwerk Bickigen wird ein neuer 380/220-kV-Transformator installiert, zusätzlich wird ein gebrauchter Transformator aus Bassecourt übernommen. Diese Massnahme stärkt die Netzstabilität und sorgt für eine optimierte Steuerung der Stromflüsse im Übertragungsnetz.
9: Spannungserhöhung Leitung Bickigen – Chippis
Die Verstärkung der Masten erlaubt die Erhöhung der Spannung von 220 auf 380 kV auf einer Länge von 106 Kilometern. Hierdurch wird die Übertragungskapazität zwischen dem Wallis mit seinen Wasserkraftwerken und dem Verbrauchsschwerpunkt im Mittelland verstärkt.
11: 380/220-kV-Leitung Chippis – Mörel / 220-kV-Leitung Chippis – Stalden
Zwischen Chippis und Mörel entsteht eine neue 380/220-kV-Leitung. In Mörel wird ein neues 380-kV-Unterwerk mit einem 380/220-kV-Transformator mit 600 MVA erstellt. Der Bau dieser Leitung und des Unterwerks ist nötig, damit die aus der Walliser Wasserkraft stammende Energie in die Verbrauchszentren im Mittelland und im Tessin transportiert werden kann. Im Rahmen des gleichen Projektes wird auf den bestehenden Masten zwischen Chippis und Stalden ein zweites 220-kV-System installiert.
12: 380/220-kV-Transformator Gösgen
Die bestehende Transformierung im Unterwerk Gösgen wird durch zwei neue 800-MVA-Transformatoren erweitert. Hierbei wird ein bestehender Transformator ersetzt. Ziel ist die Steigerung der Netzstabilität und die Verbesserung der Steuerbarkeit der Stromflüsse im Übertragungsnetz.
14: 380/220-kV-Transformator Breite
Die bestehende Transformierung im Unterwerk Breite wird durch zwei neue 800-MVA-Transformatoren erweitert. Hierbei wird ein bestehender Transformator ersetzt. Ziel ist die Steigerung der Netzstabilität und die Verbesserung der Steuerbarkeit der Stromflüsse im Übertragungsnetz.
15: Neubau und Spannungserhöhung Leitung Beznau – Mettlen
Der Bau eines neuen Freileitungstrassees mit Teilverkabelung und die Spannungserhöhung auf 380 kV beseitigen die regelmässigen Netzengpässe im Mittelland, insbesondere in den Kantonen Aargau, Zürich und Luzern. Der Bau wurde teilweise bereits realisiert. Die neue Trasseeführung entlastet insbesondere Siedlungsgebiete.
16: Zusätzliches 220-kV-System Auwiesen – Fällanden
Das 150-kV-System zwischen Auwiesen und Fällanden wird auf 220 kV umgestellt. Durch die Steigerung der Redundanz im Übertragungsnetz wird die Versorgungssicherheit im Raum Zürich erhöht. Voraussetzung für die Umsetzung ist der vorgängige Ausbau des Hochspannungsnetzes von ewz.
17: 220-kV-Leitung Obfelden – Samstagern
Swissgrid baut die 150-kV-Leitung zwischen Samstagern, Thalwil, Waldegg (Zürich) und Obfelden etappenweise auf 220 kV aus. In Thalwil und Waldegg entstehen neue Unterwerke, während das Unterwerk in Samstagern rückgebaut werden soll. Damit stärkt Swissgrid langfristig die Versorgungssicherheit der Stadt Zürich und des linken Zürichseeufers.
18: 380/220-kV-Transformatoren Mettlen
Die bestehende Transformierung im Unterwerk Mettlen wird durch zwei neue 800-MVA-Transformatoren erweitert. Hierbei wird ein bestehender Transformator ersetzt, der nach Tierfehd verschoben wird. Ziel ist die Steigerung der Netzstabilität und die Verbesserung der Steuerbarkeit der Stromflüsse im Übertragungsnetz.
21: Zusätzliches 220-kV-System Airolo – Göschenen
Der Ausbau der 220-kV-Leitung zwischen Airolo und Göschenen durch ein zusätzliches Kabelsystem im Gotthard-Strassentunnel erhöht die Netzkapazität der Nord-Süd-Achse und verbessert die Versorgungssicherheit im Kanton Uri sowie die Netzanbindung des Kraftwerks Göschenen durch den redundanten Netzanschluss des Unterwerks Göschenen.
22: Kabelleitung im Gotthard-Strassentunnel
Erstmals wird eine Höchstspannungsleitung mit einem nationalen Strassentunnel gebündelt. Die rund 18 Kilometer lange, erdverlegte 220-kV-Leitung zwischen Göschenen und Airolo nutzt Synergien mit dem Bau der zweiten Gotthard-Strassenröhre und entlastet die Landschaft.
23: Neubau Leitung Mörel – Lavorgo
Die neue 380-kV-Leitung verläuft durch das Wallis über den Nufenenpass bis ins Tessin und wird teilweise mit der SBB-Stromleitung gebündelt. SBB und Swissgrid erreichen dadurch eine stärkere Einbindung des Tessins in ihre Stromnetze (Netzprojekt Airolo – Lavorgo ). Die ausgebaute Wasserkraft kann ihre Produktion optimiert ins Netz einspeisen. Ausserdem wird der Ost-West-Stromfluss verbessert. Der Bau wurde teilweise bereits realisiert.
24: 220-kV-Leitung All’Acqua – Maggiatal – Magadino
Swissgrid wird eine neue Stromleitung zwischen All'Acqua im Bedrettotal und Magadino bauen, um die alten Leitungen zu ersetzen und die Übertragungskapazität zu erhöhen. Das Projekt umfasst auch den Bau eines neuen Unterwerks in All’Acqua. Nach Fertigstellung der anderen regionalen Projekte können mehr als 70 km bestehende Stromleitungen entfernt werden, was zur Entlastung wertvoller Landschaften führt. Dieses Projekt wurde in Zusammenarbeit mit den regionalen Behörden und Infrastrukturbetreibern entwickelt.
25: 380-kV-Leitung Lavorgo – Magadino
Die Sanierung und Kapazitätserhöhung der 380-kV-Leitung zwischen Lavorgo und Magadino umfasst den Ersatz der bestehenden Leitung. Ausserdem wird das Unterwerk Gnosca neu gebaut. Die Unterwerke Gorduno, Olivone und Iragna werden zurückgebaut. Diese Massnahmen verbessern die Netzstabilität und wurden in Zusammenarbeit mit den regionalen Behörden und Infrastrukturbetreibern entwickelt.
28: 380-/220-kV-Transformator Tavanasa
Zwei Transformatoren im Unterwerk Tavanasa werden durch einen neuen 380-/220-kV-Transformator mit 400 MVA ersetzt, wobei die Transformierung im Unterwerk Bonaduz die Funktion eines der alten Transformatoren übernimmt. Diese Massnahme verbessert die Netzstabilität und die Steuerung der Stromflüsse in der Region.
29: 380-/220-kV-Transformator Bonaduz
Das Unterwerk Bonaduz wird modernisiert. Durch den Neubau von zwei neuen 380/220-kV-Transformatoren werden die Steuerbarkeit und die Redundanz des Netzes verbessert. Die Modernisierung spielt auch eine Schlüsselrolle für den Abtransport der Energie aus den Wasserkraftwerken der Region zu den Verbrauchszentren im Mittelland und für den Stromaustausch mit Österreich und Italien.
Der Netzausbau muss schneller gehen
Zu den 31 identifizierten Netzprojekten für das Zieljahr 2040 zählen auch sieben noch nicht realisierte Projekte aus der vorhergehenden, 2015 erarbeiteten Mehrjahresplanung mit dem Titel «Strategisches Netz 2025» (SN2025). Das SN2025 enthielt zehn Projekte mit dem Zieljahr 2025. Davon konnten bislang erst drei vollständig realisiert werden. Die weiteren befinden sich noch in der Projektierungs- oder Realisierungsphase. Der Grund für die Verzögerungen sind insbesondere Einsprachen oder Gerichtsverfahren.
Damit die gewohnt hohe Stromversorgungssicherheit auch weiterhin gewährleistet werden kann, ist es wichtig, dass Politik, Behörden und die Bevölkerung den Bau dieser zentralen Infrastrukturen unterstützen. Nur so lässt sich die Modernisierung des Übertragungsnetzes durch effiziente Bewilligungsverfahren beschleunigen. Swissgrid leistet hierzu ihren Beitrag, indem sie ihre Projekte mit Infrastrukturbetreibern und Kantonen regional koordiniert, Infrastrukturen bündelt, umweltverträgliche Lösungen sucht und die Bevölkerung frühzeitig einbezieht.