Unterwerk Mühleberg

Netz

Prüfung eines Transformators aus der Ferne

Autorin: Marie-Claude Debons

Der Putzroboter, der heute Morgen per Post ankam, funktioniert nicht? Das macht nichts, Sie kreuzen einfach das richtige Kästchen auf dem Rücksendeformular an und schicken ihn an den Hersteller zurück. Aber wie ist das bei einem Transformator für das Schweizer Höchstspannungsnetz mit einem Gewicht von fast 200 Tonnen?


Ein derartiger Installationsauftrag beinhaltet ein spezielles Prüfverfahren namens «FAT», oder «Fabrikabnahmetest». Der Zweck des FAT besteht in diesem Fall darin, zu überprüfen, ob die vier Transformatorpole für das Unterwerk Mühleberg spezifikationsgemäss funktionieren, noch bevor sie das Werk verlassen. Diese Überprüfung erfolgt in zwei Stufen, in Gegenwart von Vertretern des Herstellers und von Swissgrid. Sobald das Innenleben jedes Transformatorpols (Eisenkern und Wicklungen) zusammengebaut ist, wird vor dem Einbau in den Kessel eine visuelle Abnahme im Werk durchgeführt. Die zweite Werksprüfung erfolgt danach am komplett aufgebauten Transformatorpol im Herstellerwerk, um sicherzustellen, dass der Transformatorpol ordnungsgemäss funktioniert, bevor er nach Mühleberg im Kanton Bern transportiert wird.

Anfang März wurde der erste der vier Transformatorpole für das Unterwerk Mühleberg unter der Aufsicht von Swissgrid in der Fabrik der ABB in Bad Honnef in Deutschland erfolgreich geprüft. Anschliessend wurde er per Schiff von Bad Honnef nach Basel und weiter in zwei Nachtetappen zwischen dem 6. und dem 8. April 2020 mit einem Strassentransport vom Basler Hafen nach Mühleberg in der Region Bern transportiert.

Transformator-Transport
1/2: Transformator-Transport
Transformator-Transport
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Abnahme trotz Reisebeschränkung

Durch die inzwischen eingetretenen Reisebeschränkungen konnten im Werk keine Inspektionen an den weiteren drei Transformatorpole durch Swissgrid Personal erfolgen. Die Abnahme der Aktivteile wird durch den Abgleich von Fotos sowie durch Telefon-Konferenzbesprechnungen zwischen ABB-Bad-Honnef (Konstruktion), ABB-Halle (Fabrikation) und Swissgrid durchgeführt. Swissgrid konnte aufgrund des erfolgreichen Verlaufs der Inspektionen auf diesem Weg die Freigabe für die nächsten Prozessschritte erteilen.

Nach der Freigabe werden die Transformatorpole zusammengesetzt und für die Prüfung (FAT) aufgebaut. Ein FAT dauert für jeden der Transformatorpole etwa zehn Tage. Dabei folgt der Ablauf der Prüfungen im Werk einem umfangreichen Prüfprogramm. Probleme werden direkt vor Ort von allen Beteiligten besprochen und gelöst. Doch die Corona-Pandemie hat alles verändert. Der FAT des zweiten Transformatorpols dauerte vom 20. bis 30. April 2020. Die Gespräche, Freigaben und Überwachung der Prüfungen fanden alle per Live-Streaming statt. Ende gut, alles gut: Der FAT wurde nach kleinen Verzögerungen am 1. Mai erfolgreich abgeschlossen. «Es war eine ziemlich spezielle Erfahrung, das FAT-Verfahren aus der Ferne zu verfolgen. Da es sich um die Prüfung des zweiten Transformatorpols handelte, ergab sich dank der zuvor gesammelten Erfahrungen ein nahezu reibungsloser Ablauf. Wir konnten dabei stark von der Präsenzabnahme des ersten Transformatorpols profitieren», betont der zuständige Swissgrid Experte Martin Hässig. Der zweite Transformatorpol verliess die Fabrik der ABB in Halle Mitte Mai. Zuvor wurde das Gewicht durch Demontagen von knapp 320 Tonnen wieder auf unter 200 Tonnen gesenkt. In Mühleberg wird er dann Mitte Juni eintreffen, die weiteren zwei Transformatorpole folgen im Laufe des Sommers. Die Inbetriebnahme des neuen Transformators in Mühleberg ist für Oktober 2020 geplant.


Für die Versorgungssicherheit

Das Unterwerk Mühleberg spielt für die Versorgungssicherheit des Mittellands eine wichtige Rolle. Nach der Abschaltung des Kernkraftwerks Mühleberg ist es für Swissgrid wichtig, einen 380/220-Kilovolt-Transformator im Unterwerk zu installieren, um im Winter den Stromimport über die Höchstspannungsleitung Bassecourt – Mühleberg zu erleichtern. Swissgrid plant, die Spannung auf dieser Leitung von 220 Kilovolt auf 380 Kilovolt zu erhöhen und hat bereits entsprechende Schritte eingeleitet.



Autorin

Marie-Claude Debons
Marie-Claude Debons

Communication Manager


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