Technik und Natur vereint

Autorin: Silvia Zuber

Als Teil der Erneuerung des Unterwerks Mühleberg wurden Freiluftschaltanlagen mit einer Innenraumschaltanlage ersetzt. So konnte eine Fläche in der Grösse von vier Fussballfeldern renaturiert, sprich in Lebensraum für Pflanzen und Tiere umgewandelt werden. 


Heinz Krauer

Senior Grid Project Manager, Swissgrid
Heinz Krauer ist als Gesamtprojektleiter für Um- und Neubauten von Swissgrid Anlagen verantwortlich.

Die Anlagen des Unterwerks Mühleberg hatten mit bis zu 60 Jahren Betriebszeit das Ende ihrer Lebensdauer erreicht. Die damalige Besitzerin, die BKW, ersetzte die alten Freiluftschaltanlagen mit einer modernen gasisolierten Schaltanlage. Dieser Technologiewechsel reduzierte den Platzbedarf massiv. Ungefähr 29 000 m2 Industriefläche wurden eingespart und in Natur- und Erholungsräume umgewandelt. Swissgrid übernahm das Infrastrukturprojekt kurz vor Abschluss und baut bis Ende 2020 zusätzlich einen neuen 800-MVA-Phasenschieber-Transformator. Bei solch grossen Bauvorhaben Technik und Natur zu verknüpfen und darauf zu achten, dass sich ökonomische sowie ökologische Aspekte die Waage halten, empfand ich als herausfordernd und spannend. Im Diskurs aller Fachexperten haben wir eine optimale Lösung gefunden.

Unterwerk Mühleberg
Mit der Erneuerung des Unterwerks Mühleberg konnte eine Fläche so gross wie vier Fussballfelder renaturiert werden. Dank einem Technologiewechsel wird der Platzbedarf für die neuen Transformatoren und die Schaltanlagen 10 mal kleiner.

Sara Stolz

Inhaberin, Stolz Naturgarten GmbH
Sara Stolz führte die Gartenbauarbeiten vor Ort aus.

Landschaften wie diese gibt es praktisch nicht mehr. Es ist toll, dass ein Unternehmen nachhaltig denkt und in diesen Naturpark investiert hat. Als Gartenbauunternehmerin in diesem Projekt mitzuarbeiten, ist auch für mich lehrreich. Fliessende Gewässer wurden freigelegt, bestehende Industriebauten integriert und das Aare-Flussufer angepasst. Man kann nicht alles bis ins Detail planen, es braucht immer wieder Adaptionen, die wir gemeinsam mit dem Naturplaner diskutierten. Durch die Grösse der Fläche muss vieles anders organisiert werden. Es geht nicht mehr um Schubkarren voll Erde, sondern um ganze Lastwagen. Ein anderer Aspekt ist die Langfristigkeit. 2013 wurde die Renaturierung gestartet und sie wird bis 2020 stufenweise komplettiert. Die Entwicklung der von uns gestalteten Landschaft längerfristig zu begleiten, macht sehr viel Spass.

Unterwerk Mühleberg
Bestehende Bauelemente wie Hochgerüste, Fundamente etc. bleiben. So wurden beispielsweise Betonkanäle zu Überwinterungsquartieren und überschüttete Fundamente zu Kleinsäugerhotels. Innerhalb und ausserhalb des Zauns sorgen Pflanzen, Teiche und andere natürliche Elemente für Auflockerung rund ums Unterwerk.

Stefan Riesen

Grid Maintenance Manager, Swissgrid
Stefan Riesen verantwortet die Wartung und Instandhaltung der neuen Anlagen.

Der Unterhalt von technischen Anlagen und deren Umgebung ist Alltagsgeschäft für uns. Diese Renaturierung bedeutete für mich jedoch in mehrfachem Sinne Neuland. Kontinuierlich in die Qualität der Naturflächen zu investieren, bedingt viel Fachwissen. Ich setze mich plötzlich mit Themen wie der Bekämpfung von Neophyten, sprich gebietsfremden Pflanzen, oder den Laichzeiten von Fröschen auseinander. Kiesgruben, Altholzhaufen oder Erdhügel – auf den ersten Blick sieht die Landschaft unscheinbar aus. Erst im Austausch mit den Spezialisten habe ich die Idee des Naturparks und von dessen Elementen verstanden. Wie viel Aufwand dafür nötig ist, muss sich noch zeigen. Im Idealfall sind die Unterhaltskosten langfristig gar niedriger, als wenn eine intensiv bewirtschaftete Wiese angelegt worden wäre.

Unterwerk Mühleberg
Wiederentstandenes Ökosystem: Vernetzung von Feuchtgebieten, Lebensräume für Amphibien und Reptilien, ehemaliges Trafogebäude wird Zuhause für Fledermäuse. Die schlicht gehaltenen und farblich optimierten Baukörper integrieren sich sowohl in die bestehende Anlagenstruktur als auch in die Natur.

Heiko Zeh Weissmann

Dipl. Ing. Landschaftsplaner, Sigmaplan
Heiko Zeh Weissmann erarbeitete den Umweltverträglichkeitsbericht sowie den Gestaltungsplan und verantwortet die Umweltbaubegleitung.

Im Plangenehmigungsverfahren für die Erneuerung des Unterwerks wurde ein Umweltverträglichkeitsbericht mit einem Gestaltungsplan für die Renaturierung eingereicht. Dieses Projekt zeigt, wie mit der Umgebung von Unterstationen naturnah umgegangen werden kann und sich Wirtschaft und Natur kombinieren lassen. Die verantwortlichen Unternehmen haben der Natur und der Bevölkerung etwas zurückgegeben. Aber es galt, während des Baus des neuen Unterwerks zahlreiche Interessen zu berücksichtigen: ein schneller Baufortschritt, die Anliegen der von der Renaturierung betroffenen Landwirte, 200 verschiedene Umweltauflagen und natürlich die Idee für die Neugestaltung der Umgebung. Entstanden ist ein «grüner Technopark», für den man teilweise die bestehenden Bauten genutzt hat, um neue, naturbelassene Flächen zu gestalten. Mir gefällt es, dass der Wert der Landschaft an diesem Teil der Aare wahrgenommen wurde.


Fakten zur Renaturierung

  • 10-mal kleiner wird dank einem Technologiewechsel der Platzbedarf für die neuen Transformatoren und die Schaltanlagen.
  • 2020 wird das 2008 gestartete Erneuerungs- und Renaturierungsprojekt abgeschlossen sein.
  • 3 Etappen umfasst die Erneuerung des Unterwerks:
    • Ersatz der 132-kV-Freiluftschaltanlage
    • Ersatz von zwei 220-kV-Freiluftschaltanlagen
    • Bau des neuen 220-/380-kV-800-MVA-Transformators

Gasisolierte Schaltanlage (GIS)

GIS-Schaltanlagen sind vollständig gasdicht gekapselte Schaltanlagen. Sie sind wartungsarm und besser geschützt vor äusseren Einflüssen. In diesen Schaltanlagen erfolgt die eigentliche Stromverteilung, hier sind Leitungen und Transformatoren miteinander verbunden. In Schaltanlagen kann die Netztopologie (Struktur des Stromnetzes) verändert werden, oder Leitungen sowie Transformatoren können für Instandhaltungen freigeschaltet und geerdet werden.


Autorin

Silvia Zuber
Silvia Zuber

Project Manager


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