Netzprojekt

Eine Operation am offenen Herzen

Modernisierung des Unterwerks Mettlen

Autorin: Sandra Bläuer


Seit dem Spatenstich für den neuen Transformator im Unterwerk Mettlen im Oktober 2022 hat sich viel getan. Die Modernisierung dieses wichtigen Knotenpunkts im Schweizer Übertragungsnetz schreitet planmässig voran – Zeit, einen Blick auf die bisherigen Meilensteine im Baufortschritt zu werfen.

Innovative Planung mit Weitsicht

Die Vorprojekt- und Bauprojektphase legte den Grundstein für die erfolgreiche Umsetzung des Projekts. Während rund 16 Monaten hat ein Team detaillierte Planungen erstellt, Ausschreibungen gemacht, Genehmigungen eingeholt, Sicherheitsvorkehrungen getroffen und die Baustelle eingerichtet. Diese Phase war entscheidend, um einen reibungslosen Ablauf der Bauarbeiten sicherzustellen.

Zwischen Beton und Bildschirm

Am 20. Oktober 2022 war es dann so weit: Mit dem Spatenstich starteten die Bauarbeiten. In einer ersten Projektetappe wurde das bestehende Fundament des Reservepols zurückgebaut und so genügend Platz für die neuen Transformatorenstandplätze geschaffen. Ein Jahr später, Ende Oktober 2023, waren die sieben Trafofundamente bereits gebaut. Die Spezialisten verarbeiteten rund 9000 Tonnen Beton. Mit rund 18 Prozent ist ein nicht unwesentlicher Teil des im Unterwerk Mettlen benötigten Betons Recyclingbeton.

Spatenstich im Unterwerk Mettlen
1/2: 20. Oktober 2022: Spatenstich im Unterwerk Mettlen
Fundamente für die neuen Trafos sind gebaut
2/2: Ende Oktober 2023: Die Fundamente für die neuen Trafos sind gebaut

Für die Zusammenarbeit zwischen den Spezialisten des Engineerings und jenen auf der Baustelle wurde mit der Methode «BIM-to-Field» gearbeitet. BIM-to-Field bezeichnet einen Teilprozess des Bauprojekts. Dabei werden die Plandaten aus einem virtuellen Modell auf die Baustelle übertragen und so in die Realität umgesetzt. Dies steigert auch die Genauigkeit: Gibt es Änderungen, so sind diese im virtuellen Modell rasch geändert und die Aktualisierung ist direkt auf der Baustelle verfügbar – ohne, dass ein neuer Plan gezeichnet, gedruckt und an alle relevanten Stellen verteilt werden muss.

Daten des virtuellen Modells am Bildschirm
Auf der Baustelle können die Spezialisten die Daten des virtuellen Modells am Bildschirm anschauen

Ein 200 Tonnen schweres Ostergeschenk

In der Osterwoche wurde zuerst der Phasenschieber-Transformator geliefert. Er ermöglicht es, den Lastfluss im Stromnetz zu steuern. In der Nacht vom 26. auf den 27. März 2024 machte sich dann der erste Schwertransport am Auhafen Basel über die Staffelegg, vorbei an Lenzburg und weiter via Muri auf den Weg zum Unterwerk Mettlen. Auf dem Anhänger: einer der drei Pole des ersten Haupttransformators. Die beiden weiteren Pole dieses Trafos kommen bis Ende Mai im Unterwerk Mettlen an. Damit kann der erste Haupttransformator montiert und in Betrieb genommen werden. Der bisherige Transformator wird danach abgebaut. Mit dem Rückbau der «alten» Trafobuchten entsteht dann wieder Platz für die Standplätze des zweiten Haupttransformators, welcher im Jahr 2026 geliefert wird. Läuft weiterhin alles nach Plan, kann er bis Ende 2026 in Betrieb genommen und das Projekt abgeschlossen werden.

Impressionen des Transportes
1/4: Impressionen des Transportes: Rund 200 Tonnen auf Rädern – wie sich ein erster Pol des 3-poligen Haupttransformators den Weg von Basel zum Unterwerk Mettlen bahnt. Mithilfe eines Krans wurde er dort abgeladen und in einer der sieben Trafobuchten platziert.
Impressionen des Transportes
2/4: Impressionen des Transportes: Rund 200 Tonnen auf Rädern – wie sich ein erster Pol des 3-poligen Haupttransformators den Weg von Basel zum Unterwerk Mettlen bahnt. Mithilfe eines Krans wurde er dort abgeladen und in einer der sieben Trafobuchten platziert.
Impressionen des Transportes
3/4: Impressionen des Transportes: Rund 200 Tonnen auf Rädern – wie sich ein erster Pol des 3-poligen Haupttransformators den Weg von Basel zum Unterwerk Mettlen bahnt. Mithilfe eines Krans wurde er dort abgeladen und in einer der sieben Trafobuchten platziert.
Impressionen des Transportes
4/4: Impressionen des Transportes: Rund 200 Tonnen auf Rädern – wie sich ein erster Pol des 3-poligen Haupttransformators den Weg von Basel zum Unterwerk Mettlen bahnt. Mithilfe eines Krans wurde er dort abgeladen und in einer der sieben Trafobuchten platziert.

Für Mensch und Umwelt

Wir Menschen brauchen immer mehr Strom und verlassen uns darauf, dass er zuverlässig verfügbar ist – wo und wann immer wir ihn benötigen. Dazu braucht es auch ein stabiles Stromnetz. Und natürlich Transformatoren, die den Stromfluss zwischen den verschiedenen Netzebenen ermöglichen. Grosse Infrastrukturprojekte, wie jenes im Unterwerk Mettlen, gehen aber auch immer mit Einschnitten in die Umwelt einher. Damit dieser die grösstmögliche Sorge getragen wird, hat Swissgrid in diesem Projekt verschiedene Massnahmen getroffen:

Recyclingbeton

Rund 18 Prozent des im Projekt verwendeten Betons ist Recyclingbeton. Dieser wird, wie es der Name verrät, aus recycelten Materialien hergestellt, insbesondere aus bereits verwendeten Betonabbruchstücken. Dank ihm wird die Nachhaltigkeit im Baugewerbe verbessert und der ökologische Fussabdruck vom Bauprojekt verringert. Seine Vorteile sind vielseitig:

  • Umweltfreundlich: Durch die Verwendung von recyceltem Beton wird die Menge an Deponiemüll reduziert.
  • Ressourceneffizient: Die Verwendung von recyceltem Material verringert den Bedarf an natürlichen Ressourcen wie Kies und Sand, die normalerweise zur Herstellung von Beton verwendet werden.
WeiterverwendungDer 600-MVA-Transformator, welcher während rund 20 Jahren im Unterwerk Mettlen im Einsatz war und nun abgelöst wird, hat noch nicht ausgedient. Er wird, nach einer Revision, zwischengelagert und zu einem späteren Zeitpunkt an einem neuen Standort im Schweizer Übertragungsnetz zum Einsatz kommen.
HochwasserschutzIm Zuge des Modernisierungsprojekts wurde das Gelände, welches unter Einfluss diverser Fliessgewässer steht, vor Hochwasser geschützt.
Ein Zuhause für KleintiereDie Uferbereiche des Winkelbachs, welcher direkt über das Gelände des Unterwerks führt, sowie die Hecken und Feldgehölze bieten vielen Kleintieren ein Zuhause. Damit das Gelände weiterhin für sie zugänglich ist, legt Swissgrid bei der Gestaltung grossen Wert auf einheimische und naturnahe Kleinstrukturen und installiert beispielsweise kleine Rampen aus aufgeschütteten Steinen. Diese dienen Wieseln, Amphibien und Reptilien als Brücke und Schlupflöcher ohne dabei das Wasser des Winkelbachs zu stauen.
Technik und Natur im Einklang
1/3: Technik und Natur im Einklang: Auf dem Gelände des Unterwerkes bieten Totholzstrukturen vielen Kleintieren ein Zuhause.
Hier wohnen sie, die Mauswiesel
2/3: Hier wohnen sie, die Mauswiesel: In den Zwischenräumen der Steine finde die natürlichen Feinde von Mäusen optimale Schlupflöcher, um sich zu verstecken.
Das Mauswiesel
3/3: Das Mauswiesel (Mustela Nivalis)

Das neue Herzstück des Unterwerks Mettlen

Das Unterwerk Mettlen gehört zu den wichtigsten Anlagen im Übertragungsnetz der Schweiz. Das Übertragungsnetz umfasst 125 Unterwerke, in denen 147 Schaltanlagen und 26 Transformatoren installiert sind. Ein Transformator ist das Herzstück eines Unterwerks. Mit ihm wird die Spannung von elektrischer Energie beziehungsweise von Strom erhöht oder reduziert. Transformatoren verbinden das 380-Kilovolt- mit dem 220-Kilovolt-Netz. Aktuell ist im Unterwerk Mettlen eine 380-/220-kV-Transformation mit einem 600-MVA-Transformator und einem Reservepol installiert. Dieser Transformator wird durch zwei neue 380-/220-kV-Transformatoren mit jeweils 800 MVA Durchgangsleistung und mit je drei Transformatorpolen ersetzt. Damit kann die Transformationskapazität von 380 auf 220 Kilovolt mehr als verdoppelt werden. Die neue Transformierung umfasst zusätzlich einen Reservepol, welcher für beide Transformatoren eingesetzt werden kann. Die Gesamtprojektkosten belaufen sich auf 70 Mio. Franken. Der Auftrag für das Engineering, die Fabrikation, die Lieferung und die Montage der Transformatoren wurde öffentlich ausgeschrieben. Der Zuschlag ging an Siemens Energy. Das Engineering wurde im Herbst 2022 abgeschlossen, danach gingen die ersten Transformatoren im Siemens Energy-Werk in Weiz, Österreich, in die Fabrikation.

Sie möchten genauer wissen, wie ein Unterwerk funktioniert? Alle Informationen finden Sie in dieser grafischen Darstellung.



Autorin

Sandra Bläuer
Sandra Bläuer

Communication Manager


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