Neues Leben für einen Isolator

Neues Leben für einen Isolator

Ein Liebhaber erhält von Swissgrid einen Isolator aus den 1950er Jahren der alten Höchstspannungsleitung Chamoson – Chippis

Autorin: Marie-Claude Debons


Am 17. Februar 2023 um 14 Uhr stand Olivier Poncioni aufgeregt am Fuss eines Masts der alten Höchstspannungsleitung Chamoson – Chippis in Sitten. Ein Keramikisolator aus den 1950er-Jahren stand noch kurz davor, von Swissgrid von seinem Ausleger abgehängt zu werden, um in die Elektromaterialsammlung von Herrn Poncioni in Neuenburg aufgenommen zu werden. Rund 70 Jahre lang hatte er treue Dienste geleistet. Herr Poncioni sagt: «Die Leitung Chamoson – Chippis war in den letzten zwei Jahrzehnten in aller Munde. Ein Stück dieser alten Leitung in meine Sammlung aufzunehmen, schien mir naheliegend.»

Die alte Höchstspannungsleitung Chamoson – Chippis
Die alte Höchstspannungsleitung Chamoson – Chippis, Februar 2023

Der heute 38-jährige Olivier Poncioni interessiert sich seit seiner Kindheit für Elektrizität. Im Onsernone-Tal im Tessin, woher seine Familie stammt, fing alles an. Ende der 1970er-Jahre gingen sintflutartige Regenfälle über der Region nieder und beschädigten die Mittelspannungsleitung, welche die Dörfer Gresso und Vergeletto mit Strom versorgte. Eine neue Stromleitung wurde gebaut und das alte Familienhaus, in dem die Familie Poncioni ihre Ferien verbrachte, erhielt in einer Entfernung von 60 Metern einen 18 Meter hohen Metallmast. Der kleine Olivier war fasziniert von «diesem grossen Ding» aus Metall, das er voller Freude in seinen Kinderzeichnungen malte. Er zeigte so grosses Interesse an dieser Stromleitung, dass sein Vater ihm im Alter von 5 Jahren einen alten Niederspannungsisolator aus gelber Keramik schenkte. Dies war der Start einer Sammlung, die heute mehrere tausend Stücke umfasst, die mit elektrischer Energie zu tun haben. Haushaltsgeräte – über 300 Toaster, die zwischen 1905 und 1960 in ganz Europa hergestellt wurden – Lampen, Isolatoren, Stromkabel, Sicherungen, Messinstrumente, Schalter, Fassungen, Glühbirnen usw.

Einblick in die Sammlung
Einblick in die Sammlung von Olivier Poncioni in Neuenburg

Olivier Poncioni hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Nach der Berufsmatura arbeitete er einige Jahre lang als Elektromechaniker, gab diesen Beruf aber auf, um die eidgenössische Matura zu machen. Von 2007 bis 2011 studierte er an der École cantonale d'art de Lausanne (ECAL) und ab 2011 Geschichte und Kunstgeschichte an der Universität Neuenburg. In diesem Jahr eröffnete er sein Geschäft für die Restaurierung und den Verkauf von antiken elektrischen Lampen in Neuenburg.

Der Keramikisolator aus den 50er-Jahren der alten Leitung Chamoson – Chippis, der zwei Meter gross und fast 75 Kilogramm schwer ist, ist aber bei weitem nicht das älteste Stück in seiner Sammlung. Im Rampenlicht seiner Sammlung stehen ein französischer Telegrafenisolator aus den Jahren 1853 – 1958 und ein gläserner Schweizer Telegrafenisolator aus den Jahren 1865 – 1875. Olivier Poncioni möchte seine Erfolgsgeschichte fortsetzen. Er hofft, dass seine Sammlung ihn überleben wird. In ferner Zukunft könnte er sich vorstellen, dass sie in ein Schweizer Museum kommt, das der Rolle der Schweiz als Pionierin der Elektrizität gewidmet ist und wo seine Stücke von allen bewundert werden können.

Der alte Isolator ist wieder auf dem Boden
Der alte Isolator ist nach siebzig Jahren treuen Dienstes wieder auf dem Boden

Die alte Leitung Chamoson – Chippis wiederum wird bald aus der Walliser Landschaft verschwinden. Der erste Abschnitt zwischen dem Umspannwerk Chamoson und Sitten / Les Îles wurde bereits abgebaut, um den Bau der neuen Leitung zu ermöglichen. Die Abbauarbeiten des letzten Abschnitts von Sitten / Les Îles bis zum Unterwerk Chippis beginnen im August 2023. Bis Ende März 2024 werden 56 Masten und 130,2 Kilometer Leiterseile recycelt, was mehr als 494 Tonnen Metall gleichkommt.

Diese alte Leitung hatte nicht mehr die Kapazitäten, die gesamte von den Walliser Kraftwerken erzeugte Energie zu transportieren. Sie machte Platz für die neue Höchstspannungsleitung Chamoson – Chippis von Swissgrid, die seit dem 30. September 2022 dazu beiträgt, den im Wallis erzeugten Strom nahtlos in die Verbrauchszentren des Schweizer Mittellandes zu transportieren. Dies ist ein wichtiger Schritt für die Schweiz, da der Ausbau des Stromübertragungsnetzes sowie der Wasserkraft eine tragende Rolle bei der Energiewende spielen.

Olivier Poncioni, links Lucien Vuissoz von Swissgrid, rechts
Olivier Poncioni, links, installiert einen ersten Teil der Isolatorenkette in seinem Lieferwagen, mit Hilfe von Lucien Vuissoz von Swissgrid

Die alte Höchstspannungsleitung Chamoson – Chippis wird bald nur noch in Erinnerung von allen sein. Es werden von ihr nur noch Fotografien und ein Isolator übrigbleiben. Letzterem wünscht Swissgrid noch eine lange Lebensdauer in der Sammlung von Herrn Poncioni.



Autorin

Marie-Claude Debons
Marie-Claude Debons

Senior Communication Manager


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