Taufe der Mini-Tunnelbohrmaschine

Netzprojekt Anschluss Nant de Drance

Eine Höchstspannungsleitung – schlüsselfertig geliefert

Interview mit Nicolas Pagani, Bereichseiter für Grossbaustellen bei CSC costruzioni SA

Autorin: Marie-Claude Debons


Zum ersten Mal in ihrer Geschichte hat Swissgrid ein Gesamtunternehmensmandat für den Bau einer Höchstspannungsleitung vergeben: Das Konsortium Vertiaz ist als Totalunternehmen verantwortlich für die Planung und den Bau aller unterirdischen Leitungen zwischen dem Unterwerk La Bâtiaz und Le Verney in Martigny im Wallis. Die Arbeiten sind derzeit in vollem Gange. Der letzte Abschnitt der 380-Kilovolt-Leitung, der das Pumpspeicherkraftwerk Nant de Drance mit dem Übertragungsnetz verbinden wird, soll 2022 in Betrieb genommen werden. Aber wer genau steckt hinter dem Konsortium Vertiaz und was umfasst das Gesamtunternehmensmandat?

Mini-Tunnelbohrmaschine Giorgia
Giorgia, die Mini-Tunnelbohrmaschine in den Farben des Wallis und den Logos der Firmen, die an diesem Projekt arbeiten

Nicolas Pagani, Bereichsleiter für Grossbaustellen bei CSC costruzioni SA (Webuild-Gruppe) erläutert es in diesem Interview.


Was ist das Konsortium Vertiaz?
Nicolas Pagani: Das Konsortium Vertiaz besteht aus Unternehmen von Webuild S.p.A. und der CSC costruzioni SA. Webuild ist ein multinationaler Konzern, der an der Mailänder Börse gelistet und in 50 Ländern tätig ist. Er beschäftigt mehr als 70 000 Mitarbeitende weltweit. Der Konzern hält 100% des Unternehmens CSC, das in der Schweiz eigenständig operiert. CSC ist ein Bauunternehmen, das 1960 in Lugano gegründet wurde und sich auf Grossbaustellen und Bauingenieurwesen spezialisiert hat. CSC war in der Vergangenheit unter anderem am Bau von Staumauern, Autobahnen und Eisenbahnlinien beteiligt, darunter der Gotthard-Basistunnel, der in Zusammenarbeit mit der Muttergesellschaft Webuild gebaut wurde. Als Konsortium mit anderen Schweizer Unternehmen haben CSC und Webuild zwei der wichtigsten Gotthard-Tunnel gebaut. Dieses historische Bauwerk ist bis heute der längste Eisenbahntunnel der Welt. In einigen Jahren wird dieser Rekord jedoch vom Brenner-Basistunnel zwischen Italien und Österreich gebrochen. Webuild ist dort derzeit an drei grossen Abschnitten beteiligt.

Welchen Vorteil hat es, mehrere Unternehmen mit ihrem unterschiedlichen Know-how in einem Konsortium zusammenzubringen?
Dieses Konsortium ist die perfekte Mischung aus einem kompetenten Schweizer Unternehmen mit langer Tradition und fundierten Kenntnissen des Umfelds, in dem es tätig ist, und einem multinationalen Konzern, der mit seinem enormen Know-how auch komplexeste Projekte meistern kann.

Dieser Auftrag von Swissgrid ist fast so etwas wie eine Premiere in der Schweiz.

Nicolas Pagani, CSC costruzioni SA

 
Womit hat Swissgrid das Konsortium Vertiaz in Martigny beauftragt?
Dieser Auftrag von Swissgrid ist fast so etwas wie eine Premiere in der Schweiz: Es ist sehr selten, dass Grossprojekte in Form eines Gesamtunternehmensmandats durchgeführt werden. Swissgrid ist die Sache auf sehr innovative Weise angegangen: Das Konsortium Vertiaz erhielt den Auftrag für Planung und Bau eines Stollens mit 3 Metern Durchmesser über eine Distanz von 1,2 Kilometern zwischen La Bâtiaz und Le Verney. In diesem unterirdischen Stollen, der mit Hilfe einer Pipe-jacking Slurry TBM (Tunnelbohrmaschine) in einer Tiefe von 10 bis 20 Metern gebohrt wird, werden die Höchstspannungskabel installiert, die das Unterwerk La Bâtiaz mit der 380-kV-Freileitung Chamoson – Romanel in Le Verney / Martigny verbinden.

Taufe der Mini-Tunnelbohrmaschine
Die Verantwortlichen der verschiedenen Unternehmen bei der Taufe der Mini-Tunnelbohrmaschine im Oktober 2020

Welche Rolle spielen Sie persönlich in diesem Konsortium und in Ihrem eigenen Unternehmen?
Ich bin seit 10 Jahren bei CSC als Vizedirektor und Vorstandsmitglied tätig. Ich bin Leiter des Bereichs Grossbaustellen für die gesamte Schweiz und in dieser Funktion gegenüber Swissgrid verantwortlich für den Bau der unterirdischen Verbindungsleitung zwischen La Bâtiaz und Le Verney.

Dank der ausgezeichneten Zusammenarbeit mit Swissgrid sind wir auf dem besten Weg, diese Herausforderung erfolgreich zu meistern.

Nicolas Pagani, CSC costruzioni SA

 
Die Mini-Tunnelbohrmaschine Giorgia bohrt derzeit den unterirdischen Stollen. Können Sie uns etwas mehr über diese Arbeiten erzählen?
Die Tunnelbohrmaschine befindet sich im Moment rund 20 Meter unter der Erdoberfläche in der Grundwasserschicht. Giorgia hat auch schon den Stollen unter der Autobahn und der Dranse gebohrt, alles ohne Probleme. Die Geologie des Bodens ist komplex und variabel, aber wir haben bisher alle Herausforderungen gemeistert. Die für die Arbeit vorgegebenen Zeiten sind kurz und die Arbeiten, die vor der Inbetriebnahme der unterirdischen Leitung noch erforderlich sind, setzen eine perfekte Koordination zwischen allen Beteiligten voraus. Dank der ausgezeichneten Zusammenarbeit mit dem Team von Swissgrid sind wir auf dem besten Weg, diese Herausforderung erfolgreich zu meistern.

Welche persönlichen Erfahrungen haben Sie mit dieser aussergewöhnlichen Baustelle nach mittlerweile fast einem Jahr?
An diesem Projekt ist nichts einfach. Jede einzelne Etappe stellte eine ganz eigene Herausforderung dar. Dank der technischen Kompetenz und der ausgezeichneten Zusammenarbeit zwischen Swissgrid, dem Bauherrn BG Ingénieurs Conseils SA, dem Bauleiter, dem Konsortium Vertiaz als Totalunternehmer und dem Planungsbüro Pini Swiss Engineers kommen wir bei den Bohrarbeiten für den Stollen jedoch gut voran. Die Schwierigkeiten und Überraschungen, die sich ergeben, sind in den meisten Fällen bei dieser Art von unterirdischen Bauarbeiten unumgänglich. Die Zusammenarbeit als Team an einem so komplexen Projekt ist allerdings eine der besten Erfahrungen, die ich in meiner Karriere bisher gemacht habe, denn der Ansatz ist völlig neuartig für die Schweiz. Unser Prozessablauf lautet «Problem, Beratung, Risikoanalyse, Lösung, Durchführung», was sich unter anderem dank des Engagements und der Eigeninitiative aller an diesem Projekt beteiligten Unternehmen als sehr effizient erwiesen hat.


Im Interview


Autorin

Marie-Claude Debons
Marie-Claude Debons

Communication Manager


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